Die letzten vier Etappen sind geprägt von der Rauheit der Berge und dem Klima des Herbstes. Wir erleben kalte Nächte von bis zu -5°C. Wir erreichen über den Pass eine Höhe von über 3000 m. Eine vegetationslose Zone, eine Steinwüste in Sturm und Kälte. Wir tauchen ein ins enge Kucherla-Tal, in dem die Sonne spät hinter den Bergen hervorkommt und früh wieder verschwindet. Wir erleben den ersten Schnee. Wir sehen den wohl schönsten See im Altai, eingebettet in wunderschöner Bergkulisse. Und wir kommen zurück in die grüne Vegetation der Birkenwälder fernab der hohen Gipfel. Auf diesen vier Etappen wandern wir insgesamt 43 km und 1730 hm.

11.09. Tag 7 in der Wildnis

Heute Nacht war es lange unter Null Grad. Das hatte zur Folge, dass die Leitungen der Waschbecken und Toilettenspülungen eingefroren waren. Und unsere Handtücher, die wir nach der Banya draußen lassen mussten.

Heute geht es kontinuierlich bergauf. 1100 hm. Zum Kara-Turek-Pass auf 3100 m Höhe. Wir kommen an die Baumgrenze, ins Grasland, bis zum vegetationslosen Steinschutt. Die Sicht ist gut und wir können weit in die Täler schauen. Wunderschöne Farben. Wir sehen auch den Weg, über den wir gekommen sind.

Auch hinter dem Pass schließen sich hohe, vergletscherte Gipfel und grüne Täler an. Hier erwartet uns auch heftiger Sturm. Wir steigen wieder ab, bis auf 2150 m. In den Zedern- und Kiefernwald. Dort ist es geschützter und auch wieder wärmer.

12.09. Tag 8 in der Wildnis

Heute ist wieder eine eher kurze Etappe mit vielen Höhenmetern bergab. Wir gehen entspannt gegen 10:00 Uhr los und steigen ab zum Kucherla-See, dem schönsten See des Altai, wie man uns sagt. Der Tag beginnt sonnig und warm, am See haben uns Wolken und Wind allerdings wieder ein. Alles wirkt ein wenig grau und betrübt und gar nicht so zauberhaft, wie in unserer Vorstellung. Die türkis-grüne Farbe lässt sich nur erahnen.

Wir kommen in ein Hüttenlager am See, was bereits vor vielen Jahren wegen schlechter Führung und geringem Tourismus‘ aufgegeben wurde. Eigentlich sollte jemand kommen und uns die Banya anheizen. Es sollte auch Möglichkeiten geben in den Hütten zu übernachten. Dass niemand kommt, ist eigentlich klar, also schlagen wir unsere Zelte zwischen den Hütten auf. Der einzige Pluspunkt: wir finden eine überdachte Veranda mit Tischen und ausreichend Sitzgelegenheiten für unsere Mahlzeiten. Manche Hütten sind tatsächlich offen und noch eingerichtet. Etwas gespenstig, alles wurde einfach zurückgelassen.

13.09. Tag 9 in der Wildnis

Heute Nacht hat es wieder geregnet. Als wir aufstehen, können wir die schneebedeckten Gipfel bewundern. Im Tal hat es allerdings nicht gescheit. Wir trocknen unsere Sachen in der Hütte und machen uns auf den Weg auf eine kleine Tour um den See. Der See ist nicht groß, nur 10 km von einem zum anderen Ende, aber der Weg ist nass, steinig und mühsam, sodass wir nicht bis zum Ende laufen. Der Ausflug aber endet versöhnlich mit etwas Blau im Himmel und den schön zur Geltung kommenden Farben. Die verschneiten Gipfel über dem Wald, und wir einsam mittendrin. Auch das hat etwas sehr Magisches. In der Nacht klart es wieder auf und der Sternenhimmel entfaltet seine schönste Pracht.

14.09. Tag 10 in der Wildnis

Ein bisschen erschöpft von der kalten, klaren Nacht erwachen wir am Morgen bei blauem Himmel und Sonnenschein. Heute reicht die Temperatur sogar für gefrorenes Wasser in den Trinkflaschen im Zelt. Das Tal ist recht tief und bis die Sonne über die Gipfel kommt, ist es weit nach 9:00 Uhr. Wir trocknen unsere Zelte ab und brechen erst um 10:15 Uhr auf unsere letzte Wanderetappe auf. Heute geht es über 15 km weitgehend bergab. Wir stoppen noch einmal am Aussichtspunkt und können die Schönheit der Landschaft voll genießen. Selbst für unsere Bergführer ist dies ein besondere Bild. Blauer Himmel, weiße Gipfel, türkisgrünes Wasser, grüne Bäume und völlige Stille.

Dann geht es am Kucherla-Fluss talabwärts. Wir kommen wieder in Wälder mit Birken und Preiselbeeren. Der Herbst ist inzwischen schon etwas weiter fortgeschritten. Die Blätter der Birken sind gelb und viele auch schon abgefallen. Heute erreichen wir erst 17:30 Uhr das Camp. Die Sonne ist bereits wieder hinter den Bergen verschwunden. Es wird schnell kälter. Heute ist unser letzter Abend am Feuer und wir essen Marshmallows und sprechen lang.

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